Zur Geschichte der Erbbaugenossenschaft


Hans Soeder  Hans Soeder

Der Architekt Hans Soeder wird 1923 als außerordentlicher Professor und geschäftsführender Direktor an die Kunstakademie in Kassel berufen. Für die Erbbau-Genossenschaft plant er die mit Alleen und Bachläufen durchzogene und mit großen, offenen Selbstversorgergärten versehene Siedlung. Charakteristisch sind die Hängebirkenreihen hinter den Staketenzäunen, die die schmalen, gepflasterten Straßen, wie heute noch „Am Diedichsborn“, begleiten. Die in mehreren Bauabschnitten ausgeführten 100 Ein-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser bilden nur das Kernstück eines größer geplanten Siedlungsgebietes. Den vielen gebauten Varianten gemeinsam ist das große, an den Traufen weit überstehende Spitzdach (55 °), das zwei nutzbare Dachgeschosse ermöglicht, und die Fassadengliederung mit symmetrischer Fenstereinteilung. Die bunten, kleinen Häuser mit den großen Dächern brachten der Siedlung den Spitznamen „Dachhausen“. Als „Tintenviertel“ wurde sie noch bezeichnet, weil unter den Bewohnern viele Schulmeister waren.

Riedwiesensiedlung und Fasanenhof

Im Jahre 1923 wurde der Bau der Riedwiesensiedlung begonnen. Damals, wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, herrschte große Wohnungsnot und Armut. Die Stadt kaufte in den Außenbezirken Kirchditmold und Fasanenhof Baugelände an, damit Menschen hier siedeln konnten. Nach Gründung der Erbbau-Genossenschaft wurde das Erbbaurecht ab 1926 für Baugelände zunächst für Ihringshäuserstraße und Kolitzstraße erteilt. Die erste Bestellung des Erbbaurechtes für die „Riedwiesen“ durch die Stadt erfolgte 1925 und nachfolgend in weiteren Bauabschnitten. Ab 1942-1951 konnte die Genossenschaft das auf den Grundstücken liegende Erbbaurecht durch Kauf ablösen und war nun auch Eigentümer der Liegenschaften. Im Zweiten Weltkrieg verloren in den Erbbausiedlungen ungezählte Menschen ihr Leben und viele Häuser wurden zerstört. In der Nachkriegszeit wurden die Siedlungen wieder aufgebaut.

Giebel









Giebelansichten
Riedwiesensiedlung

Der Kern des genossenschaftlichen Selbstverständnisses aber, die Erhaltung der Häuser und Pflege der Gärten immer mit Blick auf die Siedlung als gemeinsamem Lebensraum, hat alle Entwicklungen überdauert. Die Erbbau-Genossenschaft zeichnet sich heute durch günstigen Wohnraum für Familien, geringe Fluktuation der Mieter sowie eine hohe Identifikation der Bewohner mit ihrer Riedwiesen-Siedlung aus. Durch den besonderen Charakter und dem von Hans Soeder entwickelten Baustil steht die Siedlung unter Denkmalschutz. Jedem Haus ist ein großzügiger Garten zugeordnet, der dieser Siedlung den „Gartenstadtcharakter“ verleiht. Dem früheren Wunsch nach gesundem und stadtnahem Wohnen bei tragbaren Mieten wird bis heute durch die Genossenschaft Rechnung getragen. Die Riedwiesensiedlung umfasst heute etwa 100 Gebäude, die allesamt zwischen 1923 und 1938 errichtet wurden. Am Fasanenhof unterhält die Erbbau-Genossenschaft 12 Gebäude. Der Gesamtbestand umfasst heute 217 Wohnungen, 5 gewerbliche Einheiten, Garagenanlagen und ein großflächiges Grabeland.
 

   
Weitere Infos finden Sie in den Jubiläumsfestschriften unter DOWNLOAD.


 

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